Der SVH war schon sein Leben
Bernd Eisenmann, der dienstälteste Vorsitzende, bleibt unvergessen
Während der Trauerfeier im Februar 1996 erklang der Hit „In the Ghetto“ von Elvis Presley. Darin geht es um Kinder und Jugendliche, die aufgewachsen in Slums auf die schiefe Bahn geraten und erschossen werden. Im idyllischen Kinzigtal existieren zwar keine Ghettos, dafür aber Situationen, in denen Jugendliche Unterstützung brauchen. Für Bernd Eisenmann galt es immer wieder, Jugendliche auf ihrem Lebensweg zu unterstützen. Mit ihm verlor damals nicht nur der SVH seinen dienstältesten Vorsitzenden, sondern Haslach eine Persönlichkeit.
Abschied nach 16 Jahren an der SVH-Spitze: Bernd Eisenmann (Mitte) mit seinem Nachfolger Michael Geiger (rechts) und dem heutigen SVH-Vorsitzenden Hans-Joachim Schmidt.
Der Bankfachmann und Stellvertreter des Vorstands der Sparkasse Haslach „hielt im Verein geschickt die Fäden zusammen und leistete unersetzliche Arbeit“, betonte Michael Geiger, als er in die großen Fußstapfen von Bernd Eisenmann trat. „Der SVH war schon sein Leben, sein großes Hobby“, sagt Margot Eisenmann, fast 30 Jahre verheiratet mit dem „staatlich anerkannten Speckschneider“. Die heute 70-Jährige muss auch heute lachen über diesen pikanten Titel. Denn niemand schnitt Speck so akkurat und so dünn wie der einstige SVH-Macher. Und Bernd Eisenmann schnitt reichlich Speck für sich und andere im oder vor dem Clubhaus, war er doch äußerst gesellig, das Bierchen aus seinem Glas mit dem SVH-Wappen drauf. Dazu eine Zigarette, ein Lächeln auf der Lippe und sein Diskutieren mit Bedacht und leiser Stimme. „Wir waren jeden Sonntag auf dem Sportplatz“, erinnert sich Margot Eisenmann an einen festen Bestandteil des vierköpfigen Familienlebens, „und ich war gerne dabei.“ Dass ihr geliebter Ehemann, „unser ruhender Pol im Privaten und SVH“, 1995 mit 50 Jahren den Vorsitz abgab, hatte mit der nervlichen Anspannung gerade bei den Spielen der Aktiven zu tun. Ähnlich wie bei Achim Stocker, dem Präsidenten des SC Freiburg. Nur konnten die Haslacher Spiele im Vergleich zu den Auftritten des Bundesligisten nicht per Videotext verfolgt werden. Für seine herausragenden Leistungen dankte der SVH mit der Ehrenmitgliedschaft und das Land mit der Landesehrennadel. Bernd Eisenmann, der vier Jahre die Kasse führte und danach 16 Jahre den kompletten Verein, rief das Stadionheft und die Sportverein Haslach Fußballwerbung GdbR ins Leben, übernahm die redaktionellen Arbeiten, leitete den Clubhausneubau in die Wege, die Verlegung des Hartplatzes und hatte entscheidenden Anteil daran, dass mit Otmar Bürgelin jener Trainer verpflichtet wurde, der die sportliche Regie führte beim Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga. Als 1995 der Sportverein um eine Badminton-Abteilung erweitert werden sollte, gab Eisenmann grünes Licht, um allen Altersschichten, ob Männlein oder Weiblein, die Möglichkeit zum Breitensport im SVH zu bieten. „Bernd Eisenmann gab kaum Weisungen, sondern förderte vielmehr Eigeninitiative und die Übernahme von Verantwortung“, so Michael Geiger, „Kollegialität und Freundschaft mit den Vorstands- und Vereinsmitgliedern waren sein Erfolgsrezept.“ Über den SVH hinaus engagierte sich der zweifache Familienvater für die Vereinswelt der Hansjakobstadt und half so manchem Jugendkicker, wenn es Probleme privater Natur oder beim Einstieg in die Berufswelt gab. „Der SVH war schon sein Leben, sein großes Hobby“, weiß Margot Eisenmann und freut sich auf den Festabend zum Vereinsjubiläum. Gut möglich, dass die Melodie von „In the Ghetto“ bei einigen älteren eingefleischten Mitgliedern im Geiste erklingt.
Margot Eisenmann, SVH-Präsidenten-Gattin von 1979 bis 1995:
„Auch dank des SVH und der schönen Kontakte mit den Spielerfrauen bin ich jung geblieben.“