Zeitreise durch die SVH Geschichte: 1946-1960
Historischer Doppelpass mit den Nachbarn aus Frankreich
Auf der berühmten Konferenz von Jalta im Februar 1945 wurde beschlossen, Frankreich als vierte Macht zur Teilnahme an der alliierten Kontrolle Deutschlands zu beteiligen und den Franzosen eine eigene Besatzungszone einzuräumen, obwohl sie eigentlich keine Siegermacht waren. Vor allem, weil General Charles de Gaulle eine gute Strategie fuhr. Er verkaufte die französische Zone als Kampfzone der Demokratie gegen das Nazitum. Was in der großen Politik beschlossen wurde, wirkte sich auch im kleinen Haslach aus. Und der Fußball, der gerade in heutigen Zeiten als völkerverbindend gerühmt wird, brachte die erste Annäherung auch in der Hansjakobstadt, als dort stationierte französische Soldaten die Einheimischen zu einer fußballerischen Begegnung animierten. Die meisten SVH-Akteure waren indes noch in Gefangenschaft, doch die Nachwuchskicker, ergänzt durch Heimkehrer und alte Haudegen wie Josef Armbruster und Fritz Burger, lieferten ein beherztes Spiel und unterlagen nur knapp mit 1:2. Die Franzosen luden die Haslacher noch zu einem Umtrunk ein und beschlossen gleich noch ein Rückspiel, das 4:1 enden sollte. Doch eigentlich gab es nur Gewinner. Aus zwischenmenschlichen Gründen und aus sportlichen: Das runde Leder (damals wirklich Leder) rollte wieder. Und später erlaubte das so genannte „Dekret Nummer 33“ die Gründung von Vereinen, allerdings Allsportvereinen. Die Anträge mussten jedoch auf Französisch gestellt werden, was die Sache nicht einfacher machte. Der alte Verein durfte nicht mehr wiederbelebt werden, erst recht nicht von früheren Mitgliedern der NSDAP. Am 21. Juni 1946 war der Stempel auf dem beantragten Allsportverein drauf, dem sich die Turnerfreunde anschlossen. Ab 1948, dem Jahr der Währungsreform ging es mit dem Fußball beim SV Haslach steil bergauf.
Durch Vermittlung von Fabrikant Eugen Klaussner, der 1936 die Hukla-Werke in Haslach gegründet hatte, kamen einige Fußballer aus dem fernen Mainz ins Kinzigtalstädtchen. Die Mixtur harmonierte derart, dass der SVH 1948 den Aufstieg in die II. Amateurliga feierte und dort einen hervorragenden fünften Platz schaffte. Mit der Rückkehr der Mainzer an den Rhein stieg der SVH aber wieder ab und setzte fortan verstärkt auf den eigenen Nachwuchs, erstklassig gefördert von Hans Matt. Fast die komplette A-Jugend wurde in die erste Mannschaft integriert. Und der jugendliche Elan war nicht zu stoppen, der Wiederaufstieg der Beginn einer Blütezeit. Durch ein 2:0 im Derby gegen den VfR Hornberg erreichte der SVH 1955/56 die Aufstiegsrunde zur I. Amateurliga, in der der VfB Gaggenau jedoch eine Nummer zu groß war. Übrigens ging das Duell gegen die Hornberger am Kinzigdamm über die Bühne, da gleichzeitig der Sportplatz zur Sportanlage erweitert wurde. Am 6. August 1956 traf Racing Straßburg im Einweihungsspiel auf den FSV Frankfurt. Vor der imposanten Kulisse von 4000 Zuschauern, was auch für die Größe der neuen SVH-Anlage sprach, gewannen die Franzosen 2:0, die 15 Jahre nach dem II. Weltkrieg gern gesehene Gäste waren. Dass die Junioren des SVH 1960 von sich reden machten, als sie bei der Südbadischen Meisterschaft erst vom Freiburger FC gestoppt wurden, rundete ein ereignisreiches wie erfreuliches Jahrzehnt nach dem Neustart ab.
Die stolzen SVH-Meister in der II. Amateurliga Südbaden anno 1954/55: Spielausschuss- vorsitzender Hubert Olbrich (hinten von links), Trainer Ewald Nehrbass, Wolfgang Schmidt, Alfred Stulz, Alois Asberger, Heinz Herrmann, Josef Armbruster, Werner Thoma, Hermann Kern, Rudolf Asberger, Vorsitzender Josef Obert, zweiter Vorsitzender Walter Faulhaber sowie Helmut Hättich (vorne von links), Wilfried Brohammer und Werner Matt.